Experteninterview zur Fitnesstrainer Ausbildung

Experteninterview zur Fitnesstrainer Ausbildung

Welche Eigenschaften eines Fitnesstrainers sind in der Branche besonders gefragt? Worauf achten Studioleiter bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter? Unser Experteninterview mit dem Sportlichen Leiter Jorge Brito verrät es Ihnen.

Interview mit Jorge Brito (Sportlicher Leiter)

Unser Experte

Jorge Brito

Jorge Brito ist Diplom-Sportwissenschaftler und seit 16 Jahren als Sportlicher Leiter bei der KölnBäder GmbH aktiv. Dort führt er die beiden Fitnessstudios AgrippaFit und RochusFit mit insgesamt über 3.000 Mitgliedern. In unserem Interview verrät Herr Brito, welche Eigenschaften einen guten Fitnesstrainer ausmachen – und was Sie für Ihre Karriere beachten sollten.

Herr Brito, Sie konnten in Ihrer Karriere als Sportlicher Leiter zahlreiche Erfahrungen mit unterschiedlichen Trainertypen sammeln. Was macht für Sie einen guten Fitnesstrainer aus?

Neben der unabdingbaren Fachkompetenz, die es auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu halten gilt, und der eigenen sportpraktischen Erfahrung, zeichnen sich für mich sehr gute Trainer durch folgende Fähigkeiten aus: Empathie, Selbstverantwortung, Eigeninitiative, Leidenschaft für den Beruf und kundenorientierte Kommunikation.

Welche fachlichen Qualifikationen sollte ein angehender Fitnesstrainer in Ihren Studios mitbringen?

Wir arbeiten in beiden Fitnessbereichen primär mit Absolventen der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) sowie Physiotherapeuten zusammen. Allgemein ist die Fitnesstrainer A-Lizenz die Mindestqualifikation. Aber auch der Ausbildungsberuf Sport- und Fitnesskaufmann bietet nach erfolgreichem Abschluss die Möglichkeit, unter anderem als Fitnesstrainer tätig zu sein.

Wie wichtig sind Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit, Einfühlsamkeit oder Motivationsfähigkeit in der täglichen Trainerarbeit?

Die genannten Eigenschaften sind absolute Schlüsselkompetenzen und das Fundament eines erfolgreichen Fitnesstrainers! Die Zeiten, in denen man „nur“ mit der reinen Fachkompetenz überzeugen konnte, sind sicherlich vorbei. Kundenorientierung, adressatengerechte Kommunikation und Fähigkeit zur Empathie sind hier einige Schlagwörter.

Worauf würden Sie persönlich eher setzen: Auf einen Trainer mit durchschnittlichem Fachwissen und herausragenden Soft Skills oder auf einen fachlich hervorragenden Trainer mit mittelmäßigen persönlichen Eigenschaften?

Definitiv auf die erste Variante! Fachwissen lässt sich zu jeder Zeit mehr oder weniger erweitern und vertiefen. Die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen hingegen ist nicht so einfach „austauschbar“ oder kurzfristig zu verändern. Angelernte und erworbene Verhaltensmuster sind nur mühsam umzustellen. Hierzu benötigt es Lebens- und Berufserlebnisse. Die persönliche „Umprogrammierung“ ist eher ein schleichender und mühsamer Prozess.

Wie hat sich aus Ihrer Perspektive die Fitnesslandschaft in den vergangenen Jahren verändert?

Es hat einen kontinuierlichen Wandel gegeben, in vielerlei Hinsicht. An erster Stelle ist hier sicherlich die gestiegene Erwartungshaltung des Fitnesskunden zu nennen. Die reine „Muckibude“ hat längst ausgesorgt! Moderne Geräte, anspruchsvolle Ausstattungen und Räumlichkeiten, ganzheitliche Angebote (Fitness, Wellness und Animation) sind heutzutage absoluter Standard. Zudem wird der Konkurrenzdruck und -kampf immer intensiver geführt, Stichwort „Billigketten“ und „Billiganbieter“.

Von großem Interesse ist für die Fitnessbranche auch die demografische Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland geworden. Die sogenannte 50+ Zielgruppe wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer mehr zum Thema. Eine teilweise recht zahlungskräftige Gruppe, die das Motto „Gesund und aktiv alt werden“ prägt. Nicht umsonst ist die Gesundheits- und Wellness-branche eine der am stärksten wachsenden.

Auf welche aktuellen Trends sollten die Trainer ein Auge behalten?

Grundsätzlich halte ich persönlich nicht viel davon, auf jeden neuen Trend und jede neue Fitnesswelle aufzuspringen. Die Anatomie des Menschen hat sich in den vergangenen Jahrtausenden nicht grundlegend verändert. Natürlich gilt es aber definitiv, neue Erkenntnisse in der Wissenschaft zu berücksichtigen, die auch praxistauglich sind, und sie ins Trainingsprogramm zu integrieren. Hier haben die Stichworte Faszien und Ernährung die letzten Entwicklungen geprägt. Einige moderne Themen gab es auch früher schon, wie beispielsweise das Training mit dem eigenen Körpergewicht. Dort fällt mir aktuell das Schlingentraining mittels TRX® ein sowie der Bedarf an Erholung, Entspannung und Wohlbefinden. Diese sind ganz aktuelle sogenannten „Trends“, die Beachtung finden sollten.

Welche Quellen können Sie empfehlen, damit sich angehende Fitnesstrainer über solche Veränderungen informieren und darauf reagieren können?

Neben der entsprechenden Fachliteratur sicherlich fachbezogene Weiterbildungen, Vorträge und Seminare wie etwa an der DSHS, beim DSSV und an anderen Fitness- und Gesundheitsinstituten. Auch die jährliche Fitnessmesse FIBO in Köln ist hier zu empfehlen.

Herr Brito, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen und Ihren Studios weiterhin viel Erfolg!